Duisburg

Schwer erträglich, was sich da abgespielt hat. Ich schaute mir die Bilder an und erkannte mit Grauen, dass man solchen Bedingungen, hat an sich einmal in sie hinein begeben, das Handeln bestimmen. Die Panik zwang die jungen Menschen übereinander zu trampeln – das ist das Bild, welches sich mir ins Gedächtnis gebrannt hat. Die Toten und der Weg in ihren Tod lässt mich nicht unberührt.

Schwer nachvollziehbar die Reaktionen der Verantwortlichen. Und wie es scheint wird von Tag zu Tag deutlicher werden, dass die Versäumnisse bei Politik und Veranstalter zu suchen sind und womöglich auch bei jenen Behörden, die dem Druck letztlich  nicht standhielten. Das Fest, man stehe dazu wie man wolle, die Loveparade selbst, ihre Teilnehmer, ist nicht Ursache dieses Desasters. Abgesehen davon, dass wir keine Tragödie zu beklagen hätten, wenn es diese Veranstaltung in Duisburg gegeben hätte, ist die Idee der tanzenden (trinkenden, kiffenden, etc.) Horden in der Stadt nicht Ursache für das Ausmaß der Katastrophe. Ihre Ursache liegt im Risikokalkül der Veranstalter und des Bürgermeisters, die sich alles Mögliche erhofften und deren einzige Abwägungen auf den größtmöglichen Effekt zielten, Profit, Öffentlichkeit, Prestige. Traurige Realität.

Der „Sidestream“, jene Medienportale wie der kopp-verlag (unser Dank gilt hier der beliebten Eva Herman) und kath.net beschäftigen sich derzeit mit der Frage danach in weit höhere Mächte hier regulierend eingegriffen haben mögen, denn diese Frage dürfe ja doch wohl gestellt werden. Natürlich darf sie gestellt werden. Ich bin froh, dass dies im „Sidestream“ geschieht. Ein wenig im Verborgenen, da wo solche Gedanken hingehören, weil sie eben auch nirgendwohin führen. Wenn ich die Quintessenz der Ergüsse zu verstehen versuche, sind die Toten bei der Parade aber nur „Casualties“ einer grundlegenden Kritik an der „gottlosen“ Gesellschaft. Da schreibt einer, den ich mal politisch unkorrekt als durchgeknallten Irren bezeichne: „[…] das Wirken des Widersachers ist auch hier evident. Frau Herman hat vollkommen richtig geschrieben und Gott-sei-dank hat sie sich nicht an die „political correctness“ gehalten!!“ Gott-sei-dank habe ich das jetzt auch mal so gesagt!


3 Antworten

  1. Das Unglück ausgelöst hat hat eine Panik. Eine Panik entsteht wo zu viele Menschen zu wenig Möglichkeit haben sich ihrem subjektiven Bedrohungsgefühl Raum zu schaffen um sich in Sicherheit zu bringen. Die Ursache liegt irgendwo in diesem Mechanismus.
    Die Veranstalter, Verantwortliche, wer auch immer, hätte auf Modelle zurückgreifen können, die solche Situationen berechnen und daraus vernünftige Aussagen über Fluchtwege, Wegbreiten, max. Menschenmengen etc. ableiten können. Es gibt eine Haufen Vorschriften die man zwar verfluchen mag, die aber den Ernstfall gar nicht erst eintreten lassen. Nehmen wir mal Sprinkleranlagen. Bevor die gebraucht werden müssten erst alle anderen durch Richtlinien abgesicherten Bestandteile eines Gebäudes in Brandt geraten. Im Grunde werden sie installiert um nicht angewendet zu werden. Gut das wir sie haben!
    Die Moralkeule, zumal kategorisch ist schon ein Unding. Ich finde es dennoch interessant zu lesen, dass es dieses Denken noch gibt und sich nicht versteckt. Dafür gibt es den Sidestream. Der sich besser wähnt als der Mainstream, weil er für sich in Anspruch nimmt Dinge zu sagen, die andere Denken und ich halte dagegen: „Wir denken das nicht!“

  2. Du, Nerone,

    was meinst du hat tatsächlich das Unglück ausgelöst: die Unmoral der Loveparade oder vielmehr die große Menge der Menschen an einem Ort?

    Ich meine, es ist schon eine schwerwiegende Anschuldigung, den Besuchern eines Sommerfestes kategorisch Mangel an Moral vorzuwerfen.

    • Meiner Ansicht nach darf sie auch niemand aufbringen, der nicht selbst gerne schon mal an einem Strassenfest teilgenommen hat. Das gilt auch für Eva Herrmann selber, und andere.

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